Juni 1999 - es ist
immer noch Krieg.
´VERDAMMNIS´ ZUM IMMER GLEICHEN ?

- Meine Gedanken und seine
Diskussionserfahrungen provozieren die Frage eines guten Freundes:
(Ich
frage Sie Frau Weis, sind wir Menschen dazu verdammt immer und immer
wieder das Gleiche zu durchleben, weil wir nicht in der Lage sind
dazuzulernen, weil wir immer fast wie Tiere im Moment fühlen und
handeln; und weil letzten Endes der Stärkere immer recht hat egal wie
??? (jh))
Mein Antwortversuch kondensierte sich in
folgender Gedankenfolge:
Was, frage ich Dich zurück, ist an tierischem
Handeln und Verhalten schlecht oder klein oder erbärmlich oder was
immer?
Wirklich die Momentverhaftetheit, wie Du meinst?
Oder auch nur sonst irgend etwas?
Ich denke: Zumindest alles, was lebt, hat
vermutlich irgendeine Art von Zeitbewußtsein und damit zuerst und
zuletzt immer vor allem Gegenwart.
Von ihr aus und auf sie hin hat es sich zu
entscheiden und muß für sich erfahren, ob und welche vergangenen und
künftigen Horizonte für es aktuelle Relevanz besitzen (sollen oder
können) oder eben nicht.
Wenn Du so willst, sind wir dazu verdammt,
alles, was wir wissen (können), immer nur aktuell (und also neu) zu
wissen - oder es nicht wirklich verfügbar zu haben.
Du könntest auch sagen, wir sind damit
beschenkt!
Denn nur so wird unter uns möglich, was für mein
Begreifen das Wirkungsgefüge des ganzen Universums ausmacht: Beziehung
und Austausch, Verwandlung, Liebe letztendlich, ein wie auch immer
geartetes Pulsieren, ohne das es Leben wohl nicht geben kann.
Sobald etwas existiert - und nicht nichts bzw.
ein Nicht-Etwas -
ist aus dem in ein solches Nicht-Etwas
´Eingefalteten´(=Gott) - ohne Gegenüber -
das in die Vielfältigkeit ´Ausgefaltete´
unzähliger Gegenüber
(=das Universum als Gegenüber Gottes
(traditionelles Christentum) oder quasi als Metamorphose Gottes
(Pantheismus))
getreten.
Kein Gegenüber freilich ohne Grenze und
Begrenztheit (Körperlichkeit, Raum, Zeit, Kausalität), ohne Anziehung
und Abstoßung und ohne die wunderbarsten Brückenschlagsmöglichkeiten.
Und kein Brückenschlag, der nicht dem Abgrund,
den er überwinden will, abgerungen wäre. Keine Rhythmik der Formen ohne
Abstand, Bruch und Schwingung. Kein Unterschied zwischen Berg, Tal und
Ebene, ohne daß jeder Ort die Entferntheit der anderen spürbar machte...
Und nichts, was Gestalt entstehen läßt,
Anziehung und Abstoßung nämlich, ohne den Reiz, der eines von beiden
oder ein Gemisch aus ihnen auslöste...
Und wiederum beides nicht ohne das
faszinierendste Spiel aller Rhythmen, in denen all die unzähligen
Gegenüber unseres Universums schwingen,
zwischen Ungleichzeitigkeit und
Gleichzeitigkeit, Mißklang und Einklang... - in sich wie
untereinander...
Die Menschen wissen davon seit langem,
vermutlich seit jeher,
und wissen es noch im selben Atemzug auch wieder
nicht, jedenfalls nicht bruchlos einverständig:
" Ein jegliches hat seine Zeit, und alles
Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:..."
heißt es dazu im AT, Prediger 3,1f.
Jeder kann nur den Weg gehen, den er in dem
Moment, wo er sich zu entscheiden hat, sieht und für richtig hält.
Und seine Vernunft- also Einsichts-Fähigkeit
lebt dabei von seinem unüberwindbar,
aber beantwortbar individuellen Schwingen
zwischen Blindheit und Hellsichtigkeit,
Lieben-Können und Lieblos-Bleiben bzw. -Werden.
Und nur wenn und solange das so ist, existiert
sie unter uns, die wunderbare Möglichkeit der Begegnung.
Wo wir einander nicht auch verfehlen könnten,
hätten wir keinen Zugang zum Glück des Findens.
Wo wir einander und die Dinge, die wir zum Leben
brauchen, einfach nur fraglos ´besäßen´
und sie nicht auch verlieren könnten,
wüßten wir nichts von ihnen, weil alles
ununterscheidbar würde.
Alles ist Energie in stetigem Wandel.
Wo wir das sehen lernen, heben sich unsere
Leiden an uns selbst und aneinander nicht auf. Denn wir bedürfen ihrer
nicht weniger als unserer Freuden.
Aber sie ändern die Farben, die sie für uns
haben...
Und als Leben in der Zeit bedarf unsere Existenz
ebenso des Todes und der an ihn geknüpften Trauer wie der
wechselseitigen Freude alles Lebenden an aller jeweiligen Eigenart.
Wo wir uns zu solcher Trauer und Freude nicht
fähig fühlen und so auch einander zu beidem nicht befähigen, verlieren
wir unsere Lebendigkeit und neigen dazu, sie auch anderen zu nehmen.
Niemand wohl, dem dergleichen nicht zeitweilig
passierte. Aber zugleich gewiß nicht minder niemand, der nicht wieder
und wieder aus seiner ganzen Trauer und Freude heraus lebte und
handelte.
Die Ungleichzeitigkeiten unseres Empfindens und
Tuns wie unsere ´Entgleisungen´ verleiten uns dazu,
ganz vorrangig auf das zu starren, was uns -
nicht selten bis zur Unerträglichkeit - zu schaffen macht.
Die Menschheit, ja die gesamte Natur, jedoch
existierte längst nicht mehr,
wenn ihr ganzes Leben, ihre ganze Existenz nur
aus wechselseitiger Plattmacherei bestünde und wenn immer nur "der
Stärkere recht (hätte), egal wie", wie Du schreibst.
Weil und solange wir ausgefaltete Teile unseres
Universums sind bzw. uns als solche empfinden
und nicht eingefaltet in Gott als dieser
existieren,
geben und nehmen wir Leben und Existenz gemäß
den Rhythmen von Blindheit und Hellsichtigkeit,
zu denen wir uns fähig fühlen und einander
mitbefähigen oder eben zeitweilig auch nicht.
Immer tun wir beides. Manchmal im selben
Atemzuge und im Einklang mit vielen und vielem um uns herum,
mal um unzählige Atemzüge von dem getrennt,
was uns selbst gestern noch wichtig war oder
anderen gerade wichtig ist.
Es kann gar nicht anders sein.
Und es ist ebenso freud- wie leidvoll -
sobald wir uns der inneren Wahrheit dieses
Wirkungsgefüges unserer Welt nicht darüber verschließen,
daß wir unsere Leiden und unseren Tod zum
Skandal umwerten.
Dergleichen heißt für mich nicht, daß es gälte,
einfach blindlings und ´dankbar´ anzunehmen,
was andere über uns verhängen und uns an
Schlimmem antun.
Und es heißt auch nicht, daß wir uns nicht zu
scheren bräuchten um die Leiden,
die unser Tun erzeugt.
Ganz im Gegenteil!
Nur wenn wir uns an beidem reiben
und ändern, was wir zu ändern,
aber dulden, was wir nicht zu ändern vermögen,
lassen wir Raum für jene Begegnungen, auf die
wir alle angewiesen sind und bleiben
(und die uns nicht selten, wo sie uns zufallen
und gelingen, mit großem Glück
und da, wo sie nicht gelingen wollen, mit
Trauer, ja Verzweiflung erfüllen können).
´Recht hat´, wer liebt und weiß, daß Liebe sich
nur in unendlichen und zudem irrtumsanfälligen Wechselspielen von Nähe
und Distanz vollziehen kann,
und der weiß, in wie vielfältigen Spielarten er
Nähe und Distanz dabei erfahren und bereiten wird.
Zutiefst ´stark´ sind wir, wo wir in solcher
Weise lieben.
Zutiefst ´schwach´, wo wir dergleichen nicht
schaffen oder es ablehnen.
Die Gewaltmittel, zu denen wir ersatzweise dort,
wo wir schwach sind, greifen,
erweisen sich zuletzt immer als Bumerang,
der uns selbst und die nach uns Kommenden noch
tödlicher trifft als die,
denen er zugedacht war
- selbst dann, wenn wir uns scheinbar abzusetzen
und für unsere Nachkommen dank zusätzlicher glücklicher Umstände Inseln
der Bequemlichkeit zu schaffen vermögen.
Solche Gewaltmittel freilich ermöglichen uns
unsere Glücksspiele um Sieg oder Niederlage.
Wer darin über die größeren Gewaltmittel verfügt
und sie ohne jede Rücksicht einzusetzen bereit ist,
hat die deutlicheren Chancen auf das, was wir
´Sieg´ nennen.
Und: Solche Gewaltmittel potenzieren unsere
Zerstörungs- und unsere Baukräfte,
und damit unsere hochkulturellen Entwicklungen
unter Umständen.
Was für ein Sieg jedoch liegt in Zerstörungen,
auf denen kein wirklich lebensfähiger Neubau
Gestalt annehmen kann und ihnen so die Waage hält?
Und wo wären Sieger, die nichts bewegte als ihre
militärische Stärke und ihre blanke Selbstbehauptung,
je zu den Mitgestaltern lebensfähiger Ordnungen
geworden?
Ich kann eine ´recht´ behaltende,
also lebensfähige Gemeinwesen schaffende bzw.
erhaltende Sieghaftigkeit blanker militärischer Überlegenheit
nirgends erkennen.
Kulturelle Überlegenheiten gibt es dagegen in
meinen Augen sehr wohl.
Sie setzen sich letzten Endes allen
Gewaltmitteln zum Trotz ihrer sonstigen Anziehungskraft wegen durch.
Militärische Siege ohne eine diese
transzendierende kulturelle Aufbaukraft
schmelzen historisch dahin wie Schnee und Eis in
der Sonne.
An ihnen gehen nicht allein die Besiegten
zugrunde.
Und ´besiegt´ ist grundlegend nur,
wer mit seiner Niederlage nichts mehr anzufangen
weiß
und die Kraft zu Neuem nicht mehr findet. -
Und natürlich auch jeder Ausgelöschte, Getötete,
zähle er nun zu den Siegern oder den Besiegten.
Völkermord stellt eine Art des Siegens dar und
produziert eine Art des Besiegt-Werdens,
die aus der Stärke extremer Blindwütigkeit derer
erwächst,
die gegen irgendeine für sie existenzielle
Ohnmacht anrennen.
Was uns und alles um uns herum stark und schwach
sein läßt,
wodurch alles ´zum Zuge kommt´ oder sich die
Kraft zu ´eigenen Zügen´ nicht (mehr) zu gewinnen vermag,
das hat neben möglicher Gewalttätigkeit
noch unzählige andere nicht minder mögliche und
nicht minder wirksame Wurzeln.
Vor allem gilt wohl eines: immer ist, so scheint
mir, das eine
eine der Hauptwurzeln des anderen, ja Antwort
auf das andere
- in uns wie außer uns.
Jedes hat sein Recht. Keines mehr als das
andere.
Wo immer etwas im Kreis unserer
Sinneswahrnehmungen existiert, hat es nicht nur körperliche Grenze,
es setzt und beansprucht sie auch.
Und hat es nicht nur zeitliche Grenze,
es bietet und verhängt sie auch über andere und
anderes.
Unausweichlich.
In der Begegnung, da, wo sich an diesen Grenzen
und aus diesen Begrenztheiten heraus
Berührung und Anziehung ergibt,
im Kampf um diese Grenzen und Begrenztheiten,
da, wo die Berührung als Stoß und Reibung erfolgt und erfahren wird,
bzw. im stetigen Wechsel zwischen beidem
vollzieht sich alle Existenz - zwischen
Sein-und-Werden-Dürfen und Platz-machen-Müssen.
Alles pulsiert.
Im Rahmen welcher unserer Bewegungen,
liegt an uns und den Befindlichkeiten, die wir
uns erarbeitet haben
oder in die wir uns haben stürzen lassen in den
Momenten,
wo wir uns zu einem bestimmten Tun oder Lassen
entscheiden.
Aus Stärke resultiert dabei immer auch Schwäche
und aus Schwäche Stärke und so fort.
Was wir Sieg nennen, ist ebenso ein Moment im
Gefüge unserer Bewegungen,
wie das, was wir Niederlage nennen.
Nicht nur haben wir das eine nie ohne das
andere.
Wir haben das Leben, wir haben Existenz, nicht
ohne beides.
Und dort, wo wir untergehen, also das Leben
lassen müssen, in das wir vermittels unserer Zeugung in die
Sinnenhaftigkeit hinein eingetreten sind,
drängen immer andere und anderes an unsere
Stelle in Raum, Zeit, Kausalität und Sinnenwelt.
Natürlich macht uns das zu schaffen.
Wir haben dabei jedoch die Wahl,
einander unsere wechselseitige Bedrängnis zu
verübeln
oder aber so mit ihrer grundlegenden
Unausweichlichkeit leben zu lernen,
daß wir wieder und wieder alles Übelnehmen
hinter uns lassen und in und mit der Freiheit zu jenen Antworten leben,
die wir in uns tragen und die in uns entstehen,
wo wir mehr und anderes als unser bloßes
Verletztsein in uns zum Zuge kommen lassen.
Wir haben diese Wahl zuerst und zuletzt immer
nur als einzelne.
Und wir wählen im Gefüge der Wahlen um uns
herum, also auch unter ihrem Einfluß.
Mit unserer jeweiligen Wahl setzten wir in
diesem Gefüge und dessen Schwingen zwischen Dissens und Konsens unsere
Akzente.
Und wir selbst schwingen dabei zwischen allerlei
Einsamkeiten und Geborgenheiten.
Was wir wählen, hängt daran,
was wir im Augenblick unserer Entscheidungen
gerade begreifen.
´Gelernt´ haben wir demgegenüber,
was als so oder so verarbeitetes Erleben (also
Erfahrung) und als Mitgeteiltes und Aufgelesenes (sogenanntes Wissen)
den Gedächtnisstoff abgibt,
ohne den das Funktionsgefüge unseres Fühlens und
Denkens leerliefe.
Und wir lernen ständig - Bestätigendes wie
Neues, Richtiges wie Falsches, also immer auch dazu.
Nie vermögen wir die ganze Fülle dessen, was wir
gelernt haben und was intuitiv in uns ist,
auf einmal zu ergreifen und ins Spiel zu
bringen.
Es gelingt uns je nur der selektive Zugriff
- angestoßen und angezogen durch den Reiz, auf
den wir uns gerade vor allen anderen einlassen
(wollen oder zu müssen glauben).
Wäre dem nicht so, so existierte in uns ein
anderes Gefüge
als in unserem Verhältnis zu allen und allem um
uns herum.
Wir wären in uns selbst unbewegt.
Wie aber sollte etwas unter den Bedingungen von
Raum, Zeit, Kausalität und Sinnenhaftigkeit in sich Unbewegtes
in Schwingung geraten können mit etwas außer ihm
Schwingendem?
Wir haben die Fülle nur im Wechsel
und wir können sie nur so haben,
sofern überhaupt irgendetwas existiert und nicht
Nicht-Etwas.
Und gerade weil das so ist, erleben und erleiden
wir eben nicht immer wieder das Gleiche.
Denn wir erleben und erleiden ja nicht die
Abstrakta, die wir in unseren Sprachen für ähnlich Geartetes haben.
Was wir erleben und erleiden und woran wir uns
erfreuen,
ist immer konkret, einmaliger, so nicht
wiederholbarer,
also so weder zurückzugewinnender noch zu
vermeidender, und folglich einzigartiger Augenblick.
Und weil das so ist,
hängen wir alle über all unsere Verzweiflungen
hinweg
meistenteils so unendlich stark an diesem Leben
in der Zeit.
Denn letztlich ist jeder dieser Augenblicke,
auch der schmerzlichste, es wert, gelebt zu werden:
er ist Teil jenes Bewegungsgefüges, das unsere
ganze Lebendigkeit,
Liebesverwiesenheit und Liebesfähigkeit bildet
- davon jedenfalls wissen vermutlich die meisten
von uns einiges in nicht wenigen Stunden ihres Lebens.
Solches Wissen, denke ich, wird jedem von uns
dann zuteil, wenn er sich ihm öffnet.
Auch hier haben Wissen-Wollen und
Nicht-wissen-Wollen ihre Zeit.
Ja, wir haben je unsere Zeit
- da, wo wir wissen wollen, und da, wo wir es
nicht wollen -
im Zusammenspiel all der inneren und äußeren
Melodien,
an deren Spiel wir mit oder gegen unseren Willen
beteiligt werden und an dem wir selbst uns beteiligen
- so oder so.
Wir alle dulden woanders und bäumen uns woanders
auf
- ohne diese und andere Verschiedenartigkeiten
wäre unser Universum nicht das Gefüge aus unendlich vielen
Einzigartigkeiten, das es ist.
Wo mit einem Mal zusammenklingt,
was bis dahin nur auseinanderzulaufen schien,
mal ganz unverhofft, mal als Frucht unzähliger
Mühen,
da fühlen wir uns beschenkt mit dem, was wir
Glück nennen
und mit Möglichkeiten zu gemeinsamem Tun.
Nicht selten müssen wir lange auf dergleichen
warten.
Und die Leiden,
die wir uns selbst und einander bereiten, weil
wir sie nicht zu vermeiden wissen,
weil für uns vorderhand nicht die Zeit sein mag
(?!), zu begreifen,
was wir uns wieder einmal erst noch neu
erarbeiten müssen,
häufen sich darüber bis zur Unerträglichkeit
- da hast Du recht.
Wo wir das nicht hinnehmen wollen, uns wünschen,
es solle lieber nichts sein als dieses,
bliebe uns nur der Sprung ins sogenannte Nichts,
wenn er denn denkbar wäre und also möglich.
Der Gedanke, Undenkbares für möglich zu halten,
hat zwar gewiß etwas Faszinierendes,
aber er läßt mir denn doch allzu bequem
alles Erfahrene und intuitiv Gewußte, das uns
prägt und trägt, hinter sich...
Wo uns etwas unerträglich wird,
setzt das Vieles vom Besten und vom Schlimmsten
in uns und anderen frei.
Nutzen wir diese Freiheit,
nutzen wir das, was uns da in Bewegung bringt,
und suchen wir zu der gemeinsamen oder auch nur
vereinzelten Bewegung zu finden,
die wir uns wünschen,
weil uns so oder so bewegt, was sich vor unseren
Augen und unter unserer Beteiligung abspielt.
Und betreiben wir unsere Suche in Achtung
voreinander.
Jede flammende Empörung widerstreitet in meinen
Augen ein Stück weit solcher Achtung.
Und die These, der Nicht-Empörte sei kalt, erst
recht.
Dann verwandelt sich das, was unsere Herzen
zuweilen so qualvoll brennen läßt,
wieder und wieder auch in jene wärmende
Leuchtkraft,
über der die eine oder andere unserer
Blindheiten raumeröffnend
von uns und im Wechselspiel auch von unserem
jeweiligen Gegenüber
abzufallen vermag.
Schließlich sind da,
wo wir einander nicht so zu berühren vermögen,
daß ein Stück Konkordanz entsteht,
so gut wie wohl nie Blindheiten nur auf einer
Seite im Spiel!
Heidelberg, im Juni 1999 - Gabriele
Weis
... visuelle anregungen und
infragestellungen zu den hier entfalteten reflexionen finden sich für
mich etwa auch in bildern wie den folgenden:
ich habe sie meiner kleinen
kalenderblattsammlung (quelle: harenbergs kunst-kompaktkalender)
entnommen und liste sie hier chronologisch auf:
1912 Frantisek Kupka
/ Die Scheiben des Newton

1919
Kurt Schwitters / Merzbild 9b. Das große Ichbild
1919
Kurt Schwitters / Das Undbild
1920
Fernand Leger / Mechanische Elemente

1939
Willi Baumeister / Eidos

1945
Ben Shan / Liberation

1947
Matta / Das Ergo spalten

1948
Asger Jorn / Das Gesicht der Erde

1952
Lucio Fontana / Concetto spaziale

1958
Hann Trier / Der gordische Knoten

1959
Carl Buchheiser / Komposition Textem

1972/3
Günter Fruhtrunk / Progression und Beharrung

1987
Günter Brus /
Wissenschaftlich
gesehen ist der Mensch so klein wie seine Größe

1990
Walter L. Brendel / Erstarrte Glut

1992
Dario Alvarez Basso / Haiku Painting

1995
Roman Banerjee /
Mindblow

1997
Alfredo Alvarez Plagaro / Identical Paintings

|